Es ist wohl kein Geheimnis, dass sich ein ansprechendes Onboarding positiv auf die Mitarbeiterbindung auswirkt. Doch angesichts der großen Kündigungswelle rückt die Bedeutung des Onboarding weiter in den Fokus.
Wenn Mitarbeiter:innen kündigen, beeinträchtigt dies die Produktivität, die Rentabilität und die Motivation des Teams – und das bekommen Unternehmen der meisten Branchen zu spüren. Die durch das US Bureau of Labor Statistics gemessene US-weite Fluktuationsrate hat seit der ersten Erhebung im Jahr 2000 einen neuen Höchststand erreicht. Gartner schätzt, dass allein in diesem Jahr rund 37,4 Millionen US-Beschäftigte kündigen werden, sprich 20 % mehr als im Jahresdurchschnitt vor der Corona-Krise. McKinsey hat zudem herausgefunden, dass 40 % der Befragten aus sechs Ländern darüber nachdenken, ihren Job im Jahr 2022 zu kündigen.
Um diese Austrittswelle einzudämmen, müssen Personalentwickler:innen den Onboarding-Prozess besser auf die Bedürfnisse neuer Mitarbeiter:innen abstimmen. Laut Gallup ist die Wahrscheinlichkeit 2,6 Mal höher, dass neue Mitarbeitende mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind, wenn sie das Onboarding als außergewöhnlich gut erlebt haben. Umgekehrt hat Digitate beobachtet, dass Mitarbeitende nach einer schlechten Einarbeitungsphase sich mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit nach einem neuen Job umsehen werden.
In diesem Artikel widmen wir uns daher drei wichtigen Maßnahmen, mit denen Sie den Onboarding-Prozess verbessern und das Risiko der Mitarbeiterabwanderung verringern können. Durch diese Maßnahmen fühlen sich neue Mitarbeitende willkommen und eingebunden und werden von Anfang an auf einen langfristigen Erfolg im Beruf eingestimmt.
Wenn Sie neue Mitarbeitende während des sogenannten Preboarding nur die notwendigen Papiere ausfüllen lassen, dann hat es sein Ziel verfehlt. In dieser Phase geht es vielmehr darum, neuen Angestellten zu zeigen, dass sie sich für das richtige Unternehmen entschieden haben. Stellen Sie sich das Preboarding wie die Vorbereitung auf ein Spiel vor, eine Art Willkommensparty, um die Mitarbeiter:innen vor dem großen Spiel (d. h. dem ersten Arbeitstag) in Stimmung zu bringen.
Und so stärken Sie die Mitarbeiterbindung an Ihr Unternehmen schon vor der Einstellung:
Schicken Sie neuen Mitarbeitenden ein Willkommens-Paket. Wer würde sich darüber nicht freuen? Merchandise-Artikel, einen Starbucks-Gutschein und einen handgeschriebenen Gruß der Vorgesetzten zeigen neuen Angestellten noch bevor sie einen Fuß in die (virtuelle) Tür gesetzt haben, dass sie geschätzt werden.
Versenden Sie Vorstellungsvideos. Lassen Sie die für den neuen Mitarbeitenden wichtigsten Manager ihre Positionen in kurzen Videos erklären und sie den Neuzugang willkommen heißen. So können sie schon früh Namen mit Gesichtern verbinden und mehr über die Führungskräfte des Unternehmens erfahren. Dadurch werden sie sich bei den ersten Meetings bestimmt wohler fühlen.
Betonen Sie die Werte, die in Ihrem Unternehmen gelebt werden. Laut dem Edelman Trust Barometer 2022 geben 60 % der Arbeitnehmer:innen an, ihren Arbeitsplatz aufgrund von Überzeugungen und Werte ausgewählt zu haben. Betonen Sie verschiedene Aspekte der sozialen Verantwortung, die Ihr Unternehmen übernimmt, z. B. im Bereich Nachhaltigkeit oder Initiativen zur Förderung von Diversität, und informieren Sie neue Mitarbeiter, wie sie sich einbringen können.
Entwerfen Sie einen formlosen Fragebogen zum Kennenlernen. Zeigen Sie, dass Ihr Unternehmen neue Mitarbeiter:innen nicht nur für ihre Expertise, sondern auch als Menschen schätzt und interessieren Sie sich dafür, wer sie außerhalb der Arbeit sind: Was sind ihre Hobbys, Lieblingsreiseziele, ihr Lebensumfeld … Solche Informationen kann die oder der jeweilige Vorgesetzte in eine persönliche Willkommensnachricht einfließen lassen und sie eignen sich auch, um schon früh Kontakte zu anderen Mitarbeitern in die Wege zu leiten.
Nutzen Sie die sozialen Medien. Informieren Sie Mitarbeitende über die Möglichkeit, Ihr Unternehmen online zu kontaktieren und ihm zu folgen. Mit gebrandeten Headern für Plattformen wie LinkedIn und Twitter werden sie stolz zeigen können, für wen sie arbeiten. Und verfassen Sie nicht zuletzt einen Post, um neue Mitarbeitende in Ihrem Unternehmen willkommen zu heißen, den diese wiederum mit ihrem Netzwerk teilen können.
In unserer Preboarding-Checkliste zum Download finden Sie alle Aspekte dieser Phase, darunter auch die notwendigen Formulare.
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Richten Sie Treffen und die Möglichkeit zum Mentoring mit zukünftigen Kolleg:innen ein, so können neue Mitarbeiter:innen soziale Kontakte aufbauen und die Vorteile des Peer-Learning nutzen, welches sich in unserem Bericht „Lernen im Prozess der Arbeit 2022” als effektivste Schulungsart herausgestellt hat.
Angestellte wünschen sich gute Beziehungen zu ihren Kolleg:innen und zwar so sehr, dass 53 % der Befragten im BetterUp Insights Report 2022 angaben, dass sie für ein besseres Verhältnis zu ihren Kolleg:innen im Durchschnitt auf 6 % ihres Gehalts verzichten würden. BetterUp stellte fest, dass Mitarbeiter, die sich weniger stark zugehörig fühlten, eine um 313 % höhere Kündigungsabsicht hatten und sich mit 176 % höherer Wahrscheinlichkeit nach einem neuen Job umsehen.
Auf der anderen Seite erleben Mitarbeiter:innen, die sich zugehörig und mit Ihren Kolleg:innen verbunden fühlen, eine um 27 % höhere Zufriedenheit und würden ihr Unternehmen mit 25 % höherer Wahrscheinlichkeit weiterempfehlen.
Für eine gute Mitarbeiterbindung empfiehlt es sich daher, regelmäßige Meetings mit allen neuen Angestellten zu organisieren, Onboarding-Buddys zu vermitteln und 1:1-Meetings mit dem entsprechenden Manager oder einer anderen Senior-Kollegin einzuplanen. Interaktionen wie diese helfen Neuankömmlingen, ihre Kolleg:innen und auch die Einzelheiten ihrer Rolle besser kennenzulernen. Dazu gehört auch Wissen über das Unternehmen, das in einer regulären Schulung möglicherweise nicht vermittelt werden kann.
Der Kontakt zu anderen Mitarbeitenden ist besonders wichtig, wenn die Arbeit im Homeoffice stattfindet. Denn Buffer zufolge stellt Einsamkeit die zweitgrößte Herausforderung für alle, die Homeoffice arbeiten dar. Und da 58 % aller remote arbeitenden Mitarbeiter:innen bis 2026 zu 100 % aus der Ferne arbeiten werden, empfiehlt es sich, schon jetzt eine Grundlage für virtuelles Peer-Learning in Ihren Onboarding-Prozess zu integrieren.
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53 % der Befragten sagen, dass sie für ein besseres Verhältnis zu ihren Kolleg:innen im Durchschnitt auf 6 % ihres Gehalts verzichten würden.
Neue Angestellte möchten wissen, wie sie in Ihrem Unternehmen aufsteigen und sich weiterentwickeln können – und wenn sie nicht befördert oder anderswo eingesetzt werden, verlassen sie über kurz oder lang das Unternehmen. McKinsey stellte fest, dass ein Mangel an beruflichen Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten einer der Hauptgründe für Kündigungen durch Arbeitnehmer ist und laut Gallup gaben fast 50 % der befragten amerikanischen Beschäftigten an, dass sie für bessere Weiterbildungsmöglichkeiten den Job wechseln würden.
Zeigen Sie neuen Mitarbeitenden, dass Sie ihnen helfen können, ihre persönlichen Ziele zu erreichen – mit einem Onboarding, das auf ihren Posten, ihre Lernpräferenzen und ihre beruflichen Ziele zugeschnitten ist. Wie Liz Everett, Director of Talent Acquisition bei GoCo.io, anmerkt, wird diese Art des individualisierten Onboarding Ihre „bester Schutz gegen die große Kündigungswelle” sein.
In einem sinnvollen Onboarding-Prozess werden Neulinge von der Phase des allgemeinen Wissens (bezüglich Zusatzleistungen, Vergünstigungen für Arbeitnehmer, usw.) zu rollenspezifischen Informationen geführt. Um neuen Mitarbeiter:innen hilfreiche Ressourcen zur Verfügung zu stellen, sollten Sie die bestehenden Mitarbeitenden nach ihrer Onboarding-Erfahrung befragen. Denn sie sind es, die die verschiedenen Posten innehaben und Ihnen sagen können, was für sie nützlich war und was nicht. Indem Sie das Onboarding besser auf die alltäglichen Erfordernisse der verschiedenen Positionen abstimmen, stärken Sie das Selbstvertrauen neuer Mitarbeiter:innen und rüsten sie für Erfolg.
Darüber hinaus empfehlen wir, zwei Arten von Inhalten in den berufsspezifischen Teil der Einarbeitung aufzunehmen: Microlearning und Beispiele für Erfolge. So optimieren Sie den Lernprozess und sorgen dafür, dass Neuankömmlinge ihre neue Tätigkeit optimistisch angehen:
Microlearning-Module. In der Einarbeitungsphase können sich neue Mitarbeitende durch die vielen Informationen überfordert fühlen und nicht alles Wissen ist wirklich nützlich. Gallup zufolge empfanden sich nur 29 % der Befragten nach dem Onboarding komplett auf ihren Posten vorbereitet. Hier besteht also ein Risiko für Stress, Burnout und auch Fluktuation. Durch die Einführung von flexiblem Microlearning, also kleinen Lernabschnitten, die nicht länger als 10 Minuten dauern, fördern Sie das Involvement und steigern die Wissensspeicherung um mindestens 50 %. Dabei können Sie verschiedene Arten des Microlearnings wie spielbasiertes Lernen, Videos und Infografiken kombinieren.
Beispiele für Erfolge. Von den Erfolgen anderer Angestellter zur hören, schafft bei neuen Beschäftigten Vertrauen, dass auch sie Erfolge erleben werden. Nehmen Sie kurze Videos bestehender Mitarbeitender in Ihr Onboarding mit auf. Laden Sie Angestellte verschiedener Teams dazu ein, über ihre berufliche Laufbahn im Unternehmen zu sprechen, vor allem, wenn sie auf offizielle Entwicklungsmöglichkeiten wie Shadowing und Mentoring-Programme verweisen können.
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Denn um in ihrer Arbeit wirklich zufrieden zu sein, brauchen neue Angestellte Möglichkeiten, sich nach dem Onboarding weiterzubilden, zu wachsen und sich zu entfalten. Orientieren Sie sich an unseren sechs Schritten zum Lernen im Prozess der Arbeit, um eine Kultur des kontinuierlichen Lernens zu etablieren und sehen Sie sich an, wie Harry’s Inc. autodidaktische und kollaborative Lerninitiativen nutzt, um die Lernenden zu involvieren.