kollaboratives Lernen ︱360Learning
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6 Methoden des kollaborativen Lernens für Ihre Schulungsprogramme

Mangelnde Konzentration, Einsamkeit und unzureichende gemeinsame Arbeiten mit Kolleg:innen haben sich als die größten Herausforderungen remoter Arbeit erwiesen. Glücklicherweise hat sich Collaborative Learning als effektive Lösung hervorgetan – und zwar so sehr, dass Programme, die sich die gegenseitige Unterstützung und kollaboratives Arbeiten zunutze machen, von den Lernenden als doppelt so nützlich empfunden werden.

Collaborative Learning-Programme sind keine gewöhnlichen Schulungen, bei denen die Mitarbeiter:innen kooperatives Lernen praktizieren, statt diese alleine zu absolvieren. Sie umfassen stattdessen eine Reihe von Techniken und Lernmethoden, die darauf abzielen, das Lernen und die Beteiligung der Lernenden zu optimieren, indem den Mitarbeiter:innen eine gegenseitige Unterstützung ermöglichen.

In Präsenzschulungen haben sich Projekte mit einem gemeinsamen Ziel bereits bewährt, da sie laut Deloitte den Lernenden helfen, „Kontakte zu knüpfen, zu kommunizieren und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln“. Wenn Sie die Techniken des gleichen Modells, bei dem verschiedene Personen ein gemeinsames Ergebnis anstreben, intelligent anpassen und in einem Unternehmen oder im privaten Sektor für Erwachsene anwenden, werden Sie wahrscheinlich ähnliche positive Ergebnisse erzielen.

Wir haben uns dem Endergebnis dieser Studie inspirieren lassen und sechs einfach umzusetzende Collaborative Learning-Techniken für die Unterrichtsgestaltung zusammengestellt, die jedes Schulungsprogramm beleben werden.

1. Ermöglichen Sie Peer-to-Peer-Schulungen

Die meisten Mitarbeiter:innen bevorzugen es, sich an ihre Kolleg:innen zu wenden, um mehr über ihre Branche zu lernen und ihre Fähigkeiten zu verbessern. Dennoch hat weniger als die Hälfte der Unternehmen einen Wissensaustausch im Rahmen eines Peer-Learning eingeführt. Solche Schulungen, bei denen Mitarbeiter:innen Lerninhalte für ihre Teammitglieder erstellen, sind einer der besten Wege, um diese Tatsache zu nutzen und Mitarbeiter:innen dazu zu bringen, ihr Wissen zu teilen.

Peer-to-Peer-Schulungen bereichern das Lernerlebnis. Alle Mitarbeitenden, die über das entsprechende Fachwissen verfügen, können auf einen bestehenden Lernbedarf eingehen und einen dafür Kurs erstellen. Die Teammitglieder können Fragen stellen oder bestehende Kurse durch neues Wissen anreichern. Sie können Kurse auch kommentieren und Feedback („Peer-Review”) geben, was dabei hilft, Wissenslücken innerhalb des Unternehmens zu füllen. Darüber hinaus, wird das Lernen durch Peer-to-Peer-Schulungen erschwinglich: Anstatt externe Expert:innen für eine Schulung zu bezahlen, nutzen Sie Ihre unternehmensintern vorhandene Expertise.

So gehen Sie am besten vor:

  • Verwenden Sie eine Lernplattform mit digitalen Tools und einer Collaborative Learning-Software, die das Erstellen von Kursen und Lernaktivitäten mit Co-Autor:innen ermöglicht und von allen Mitarbeiter:innen genutzt werden kann, um schnell und einfach Inhalte zu erstellen.
  • Laden Sie interne Expert:innen zu einer Kollaboration ein, damit diese Ihnen helfen, Präsenz- und e-learning-Kurse zu erstellen und zu überarbeiten, damit diese fehlerfrei und aktuell sind.
  • Ermutigen Sie alle Mitarbeiter:innen, sich mit den Kursen auseinanderzusetzen, indem sie Feedback und Reaktionen hinterlassen.

Für einen umfassenderen Einblick in die Themen Peer-to-Peer-Schulung und kollaboratives Lernen können Sie im Folgenden unser E-Book herunterladen:

Was ist Collaborative Learning

Der vollständige Leitfaden zu Collaborative Learning

2. Führen Sie Curiosity Conversations ein

Eine Curiosity Conversation ist ein Treffen mit einer Kollegin oder einem Kollegen, mit jemandem aus dem Unternehmen, den man bewundert, oder mit einer Führungskraft. Es bietet Mitarbeiter:innen die Gelegenheit, Fragen zum Werdegang, den alltäglichen Erfahrungen und Zukunftsplänen zu stellen. Wie Mentoring-Gespräche in der Hochschulbildung ermöglichen es diese zwanglosen Treffen, dass die Gedanken fließen. Sie können neue Ideen hervorbringen und Brücken bauen.

Indem sie Mitarbeiter:innen unterschiedlicher Abteilungen zusammenbringen, tragen Curiosity Conversations dazu bei, Verbundenheit und Empathie aufzubauen. Sie stellen eine hervorragende Lernumgebung dar, um nicht nur zu erfahren, was eine Tätigkeit oder Arbeitsform mit sich bringt, sondern auch die Denkweise, die ihr zugrunde liegt. Dies führt zu einer verbesserten Kommunikation, weniger Missverständnissen und mehr Zusammenarbeit.

So gehen Sie am besten vor:

  • Kündigen Sie eine unternehmensweite soziale Initiative an, um die Führungskräfte zu ermutigen, sich in ihren Kalendern Zeit für Curiosity Conversations freizuhalten.
  • Führen Sie „Ein Tag im Leben von ...“-Schulungsprogramme ein, damit die Mitarbeiter:innen Einblick bekommen in die Arbeitsprozesse ihrer Kolleg:innen.
  • Verwenden Sie ein Programm wie Donut, um innerhalb des Unternehmens Gesprächspartner per Zufallsprinzip füreinander auszuwählen.
  • Integrieren Sie Curiosity Conversations in die Lernkultur Ihres Unternehmens ein und erklären Sie neuen Mitarbeitenden, wozu dieser Art des Wissensaustausch dient.
Eine Kaffeepause als Methode fuer kollaboratives Lernen
Auch bei 360Learning organisieren wir „zufällige Kaffeekränzchen“ im Marketingteam. Die Idee dahinter? Den Austausch, das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz zu fördern.

3. Virtuelles Coworking

Unter virtuellem Coworking versteht man einfach das kollaborative Arbeiten mit Kolleg:innen – aber im virtuellen Raum. Dahinter steckt allerdings noch viel mehr. Insbesondere für remote Teams kann es das gemeinsame Arbeiten über verschiedene Zeitzonen hinweg erleichtern, indem es dabei hilft, dass die Mitarbeiter:innen konzentriert bleiben und Ideen und Mindmaps miteinander teilen.

Virtuelles Coworking und Computer-supported Collaborative Learning verringern die Einsamkeit, da sie den Mitarbeiter:innen das Gefühl geben, miteinander verbunden zu sein und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Die Flexibilität, von Berlin, München oder auch New York aus arbeiten zu können und trotzdem „Bürofreunde“ zu haben, lässt die Mitarbeiter:innen glücklicher und produktiver sein.

So gehen Sie am besten vor:

  • Nutzen Sie für Aufgaben, die von den Teammitgliedern gemeinsam erledigt werden müssen, ein virtuelles Whiteboard. Wie sein reales Pendant ist ein virtuelles Whiteboard eine interaktive Tafel, die Mitarbeiter:innen für die Zusammenarbeit nutzen können, zum Beispiel, um Mindmaps oder Wikis zu erstellen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, z. B. MURAL, das über nützliche Elemente wie Haftnotizen, methodische Vorlagen, ein Abstimmungstool und eine Funktion zur Zeiterfassung verfügt.
  • Richten Sie regelmäßige Coworking-Sessions ein, damit die Mitarbeiter:innen sich auf ihre individuellen Aufgaben konzentrieren können – aber in der Gegenwart der anderen. Ein Tool wie Flow Club ist praktisch, um verschiedene Daten und Zeiten festzulegen, damit sich die Coworker:innen in den unterschiedlichen Zeitzonen anmelden können.
  • Planen Sie am Ende jedes Coworkings zehn Minuten ein, um Herausforderungen und gemeinsame Lösungen zu besprechen.

Sie wollen das Thema Kollaboration grundsätzlich angehen? Entdecken Sie die Handlungsempfehlungen des eLearning Journals:

Handlungsempfehlung Kollaboration eLJ

So fördern Sie kollaboratives Lernen und Arbeiten in der Unternehmenspraxis

4: Die Methode „Think-Pair-Share“

Die Think-Pair-Share-Technik war lange Zeit der Star im Bereich der Präsenzschulungen. Wie der Name schon vermuten lässt, umfasst die Technik drei Schritte: das Denken – Brainstorming zu einem Thema; die Gruppenbildung – die Mitarbeiter:innen setzen sich zu zweit oder zu dritt zusammen; und den Austausch – Diskussion der Ideen. Am Ende kommen alle Mitarbeiter:innen erneut zusammen, um die Ideen gemeinsam zu besprechen.

Durch die Einteilung in Phasen strukturiert die Think-Pair-Share-Methode Meetings am Arbeitsplatz. Wenn Mitarbeitende sich in Lerngemeinschaften über neue Ideen miteinander austauschen, regt dies ihr kritisches Denken an. Zudem verringert der Austausch von Ideen die Angst der Mitarbeiter:innen, da sie sich besser vorbereitet fühlen, nachdem sie ihre Ideen mit Kolleg:innen besprochen haben.

So gehen Sie am besten vor:

  • Im ersten Schritt wirft ein:e Manager:in oder eine Führungskraft eine Frage oder ein Problem auf, über das die Mitarbeiter:innen fünf Minuten lang nachdenken.
  • Als Nächstes werden die Mitarbeiter:innen in Lerngemeinschaften zu zweit (oder zu dritt) eingeteilt, damit sie ihre Ideen miteinander diskutieren können. Für diese Phase können Sie etwa zehn Minuten einplanen.
  • Im dritten Schritt tauschen alle Mitarbeiter:innen ihre Überlegungen miteinander aus und lernen ca. 15 Minuten als Gruppe.

5. Jigsaw-Methode

Die Jigsaw-Methode (auf Deutsch auch „Gruppenpuzzle“ genannt) ist ein Lehrkonzept, bei dem jedem Mitglied einer Gruppe ein bestimmtes Unterthema zugewiesen wird, auf das es sich konzentrieren und in dem es Experte werden soll. Die Technik wurde ursprünglich entwickelt, um Schüler:innen zu helfen, Wissenslücken zu schließen, und ist sehr hilfreich, um die Zusammenarbeit und die Idee des Gruppenerfolgs unter den Mitarbeiter:innen zu fördern.

Sobald alle Gruppenmitglieder Expert:innen für einen bestimmten Teil des „Puzzles“ sind und wissen, wie es in das Gesamtgefüge der Gruppe passt, coachen sie ihre Partner:innen in diesem Prozess. Diese geteilte Verantwortung für die Lernerfolge der anderen verbessert ihre Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten. Eine Expertin oder ein Experte zu werden, steigert auch das Kompetenzgefühl und die Motivation.

So gehen Sie am besten vor:

  • Bilden Sie Gruppen mit sechs bis acht Mitarbeiter:innen und teilen Sie das Thema in ebenso viele Unterkategorien ein.
  • Bitten Sie die Mitarbeiter:innen, innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens zu ihrem Themenfeld zu recherchieren. Dafür kann eine Stunde oder ein ganzer Tag eingeplant werden.
  • Veranlassen Sie, dass sich die Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt erneut trifft, sodass die Mitarbeiter:innen ihr Fachwissen weitergeben können, indem sie andere Teammitglieder unterrichten.

6. Bewertungen durch Kolleg:innen

Bewertungen durch Kolleg:innen (Peer-Review) sind die Zukunft der Leistungsbeurteilungen. Sie ermöglichen ein kooperatives Lernen, bei dem die Mitarbeiter:innen Einblick in die Arbeit anderer erhalten und sich von ihr inspirieren lassen. Die Mitarbeiter:innen lernen viel, wenn sie von jemand anderem als ihren Vorgesetzten Feedback bekommen. Außerdem können sich die Mitarbeiter:innen durch das Feedback-Geben selbst in eine Coaching-Rolle versetzen, was sie dazu zwingt, kritisch darüber nachzudenken, wie sie ihre Arbeit erklären und angehen sollen.

Peer Review als kollaborative Lerntechnik
Ein Beispiel für ein Peer-Review im Rahmen der bei 360Learning durchgeführten 360°-Reviews.

Die Bewertung durch Kolleg:innen fühlt sich organisch und natürlich an – und weniger wie eine Leistungsbeurteilung. Ein effektiver Feedback-Prozess unter Kolleg:innen kann dazu beitragen, natürliches Lob anzupassen, da es persönlich und konstruktiv ist. Dieser bietet vielfältige Perspektiven und fördert ein Klima, in dem die Mitarbeiter:innen bereit sind, Risiken einzugehen. Das folgende Beispiel zeigt, wie wir bei 360Learning „Anerkennungen“ aussprechen. Dabei handelt es sich um öffentliche, spontane Lobesworte oder Feedback von Kolleg:innen, die mit unseren Unternehmenswerten (links) übereinstimmen:

Recognition center

So setzen Sie Bewertungen durch Kolleg:innen um:

  • Gestalten Sie einen effektiven Feedback-Prozess unter Kolleg:innen, indem Sie ihn zu einem Teil des regulären Arbeitsablaufs machen, sodass dieser die Form eines regelmäßigen Austauschs annimmt.
  • Ermutigen Sie Mitarbeiter:innen, die Werte von Kolleg:innen, die mit jenen des Unternehmens übereinstimmen, anzuerkennen und zu würdigen. Das können Werte wie Mut, Neugier oder Integrität sein.
  • Das Feedback sollte leicht verständlich, konstruktiv und lösungsorientiert sein, sodass die Mitarbeiter:innen einen Weg nach vorn erkennen können.

Kurze Momente der Zusammenarbeit haben große Auswirkungen

Sie brauchen Ihr Schulungsprogramm nicht vollkommen zu überarbeiten, um von den Vorteilen von Collaborative Learning zu profitieren.

Beginnen Sie mit kleinen Schritten: Setzen Sie ein paar dieser Tipps bei Ihren Präsenz- oder online-Schulungen um und beobachten Sie, wie die Lernenden darauf reagieren. Weitere Möglichkeiten, um Methoden des kollaborativen Lernens in Ihre Schulungsprogramme einzubinden, finden Sie in den folgenden Artikeln: