Online-Schulungen bringen zahlreiche große Vorteile mit sich – allerdings leider auch einen erheblichen Nachteil: Alleine Lernen kann ziemlich einsam sein.
Stellen Sie sich einen Raum voller Mitarbeiter:innen vor, die sich alle individuell an ihren Schreibtischen das gleiche Schulungsvideo ansehen. Dann nehmen sie an einem Quiz teil, um zu überprüfen, wie viel von den Inhalten hängen geblieben ist, gehen anschließend wieder zum Tagesgeschäft über und beschäftigen sich nie wieder mit dem Gelernten.
Ist diese Vorgehensweise kosteneffizient? Sicherlich. Ist sie praktisch? Definitiv. Aber ist sie auch förderlich für produktives Lernen? Nicht wirklich.
Vergleichen Sie dieses trostlose Szenario mit einer herkömmlichen Präsenzveranstaltung, in der Menschen in Gruppen zusammenarbeiten, Ideen mit Kolleg:innen diskutieren und sich gegenseitig Fähigkeiten beibringen, die sie beherrschen.
Es reicht eben nicht aus, Schulungsvideos einfach nur in eine Cloud hochzuladen und die Mitarbeiter:innen diese anschauen zu lassen, wenn sie dazu kommen. Isoliertes Lernen ist nicht nur aus psychologischer Sicht schwierig, sondern auch ineffizient für nachhaltiges Lernen. In einer Zeit, in der sich Mitarbeiter:innen isolierter denn je fühlen, tragen diese mühseligen, von oben verordneten E-Learning-Programme wenig zur Verbesserung der Situation bei.
Doch es gibt eine Lösung. Zusammenarbeit und menschliche Interaktion müssen Teil der Online-Lernumgebung werden. Wir müssen den Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, mit- und voneinander zu lernen. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Collaborative Learning sowohl für die Mitarbeiter:innen als auch für das Unternehmen als Ganzes von großem Nutzen ist.
Sie sind noch nicht ganz davon überzeugt, dass Collaborative Learning wirklich besser als herkömmliches E-Learning ist? Dann lesen Sie weiter.
Beginnen wir mit dem wichtigsten Vorteil des Collaborative Learning für Unternehmen: Es hilft den Menschen effizienter als herkömmliches E-Learning dabei, komplexe Themen zu erfassen.
Die meisten Unternehmen verfolgen in der Personalentwicklung einen Top-down-Ansatz. Schulungsleiter:innen vermitteln den Mitarbeiter:innen das Wissen direkt über Videovorträge. Letztere werden dabei passiv mit Informationen berieselt.
Collaborative Learning hingegen definiert die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden neu, indem es die Kursteilnehmer:innen direkt miteinander verbindet. Bei diesem Bottom-up-Ansatz nutzen die Teammitglieder das Wissen und die Fähigkeiten der anderen für gemeinsame Lernerfahrungen.
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Laut der sogenannten Cognitive Load Theory gestaltet sich das Lernen dank dieser Herangehensweise effizienter. Bei der kognitiven Belastung handelt es sich um unseren zentralen „Prozessor“ – sozusagen einen Arbeitsspeicher bzw. die Informationen, die in diesem Moment in unserem Kopf präsent sind (im Gegensatz zu den Informationen, die wir gerade nicht nutzen und die im Langzeitgedächtnis gespeichert sind). Unsere kognitive Belastung ist begrenzt und bei dem Versuch, etwas besonders Komplexes zu lernen, wird diese Grenze schnell erreicht. Erhalten wir zu viele Informationen auf einmal, blockiert unser Gehirn wie ein Computer, auf dem zu viele Programme gleichzeitig laufen, und somit wird es extrem schwer auch nur irgendetwas zu lernen oder zu behalten.
Beim Collaborative Learning wird ein Teil dieser Belastung auf die gesamte Gruppe verteilt. Eine von Kirschner (2018) aufgestellte Theorie besagt, dass Collaborative Learning Teams dabei hilft, ein kollektives Arbeitsgedächtnis zu bilden. Dieses kollektive Gedächtnis ist viel effizienter, als wenn jedes Teammitglied alle Informationen in seinem eigenen Kopf speichern müsste. Folglich haben alle Mitarbeiter:innen mehr Kapazitäten, um neue Informationen zu verarbeiten und zu behalten.
Collaborative Learning verringert zudem die kognitive Belastung der Schulungsleiter:innen, da der Druck, Wissen weiterzugeben, auf die gesamte Gruppe verteilt ist, statt auf nur einer Person zu lasten.
Sie können sich die Vorteile des kollektiven Gedächtnisses zunutze machen, indem Sie Online-Lernübungen erstellen, bei denen Teams gemeinsam Probleme lösen müssen. Diskussionsgruppen, Bewertungen durch Kolleg:innen und Gruppen-Tutorials sind weitere Beispiele für kollaborative Lernmethoden, die dazu beitragen können, die kognitive Belastung zu verringern und das Lernen zu vertiefen.
Wenn Mitarbeiter:innen an ihrem Schreibtisch passiv an Online-Kursen teilnehmen, müssen sie sich bei der Aneignung der Inhalte auf ihre Selbstmotivation verlassen. Für einige hoch motivierte Angestellte reicht dies vielleicht aus, doch andere lassen früher oder später in ihren Bemühungen nach oder verlieren den Anschluss.
Niemand möchte jedoch sein Team im Stich lassen. Gemeinsames Lernen motiviert die Lernenden dazu, sich mehr anzustrengen und ihren Kolleg:innen zum Erfolg zu verhelfen. Dies lässt sich anhand der sogenannten Theorie sozialer Interdependenz erklären. Soziale Interdependenz ist gegeben, wenn Einzelne ihre Ziele nicht ohne den Erfolg aller anderen in einer Gruppe erreichen können. Im Grunde steht oder fällt die Gruppe gemeinsam.
In einer Lernsituation führt soziale Interdependenz zu erhöhter Verantwortlichkeit, da jedes Teammitglied die anderen – und auch sich selbst – dazu anspornt, sich mit dem Kursmaterial auseinanderzusetzen. Niemand möchte sich vor den anderen die Blöße geben und hinterherhinken. Und falls ein Teammitglied doch in Rückstand geraten sollte, können die anderen es dazu ermutigen, wieder aufzuholen oder ihm dabei helfen, Wissenslücken zu schließen.
Wie lässt sich also die Wirkung der sozialen Interdependenz gut nutzen? Schaffen Sie Anreize für Gruppen, die ihre Ziele erreichen. Das kann zum Beispiel ganz einfach Anerkennung sein oder aber etwas Ausgefalleneres, wie ein Wettbewerb. Eine Studie der National Institutes of Health (nationale Gesundheitsinstitute in Amerika) hat ergeben, dass Erfolgserlebnisse einen stärkeren Motivationsfaktor für die selbstgesteuerte Arbeitsweise darstellen als jedes Bewertungssystem.
Für die Förderung einer positiven sozialen Interdependenz innerhalb des gesamten Unternehmens sind nicht nur die Kursteilnehmer:innen verantwortlich, sondern auch die Kursgestalter:innen. In einer Coaching-Kultur werden Lerncoaches eingesetzt, um den Teammitgliedern dabei zu helfen, individuelle Lernpfade zu erstellen und zu gewährleisten, dass die Lernziele der Mitarbeiter:innen mit ihren Aufgaben und den globalen Unternehmenszielen im Einklang stehen.
In Ihrem Unternehmen gibt es Expert:innen für eine Vielzahl von Themen. Zweifellos sind da auch andere Mitarbeiter:innen, die absolut ahnungslos auf denselben Gebieten sind. Systematisches Collaborative Learning kann Ihnen dabei helfen, die Erfahrungen und das einzigartige Wissen der Mitarbeiter:innen zu vereinen, um das gesamte Unternehmen zu stärken.
Collaborative Learning hilft Ihren Angestellten dabei, über ihre sogenannte Zone der proximalen Entwicklung hinauszugehen. Im Kontext des Lernens steht diese für die Differenz zwischen dem, was wir alleine lernen können und dem, was mithilfe anderer Personen möglich ist.
Kurz gesagt: Das Wissen, das wir uns selbst aneignen können, ist begrenzt – von anderen können wir jedoch unendlich viel lernen. Für jemanden aus der Marketingabteilung könnte es sich beispielsweise sehr schwierig gestalten, sich selbst die Programmiersprache SQL anhand von passiven Online-Ressourcen beizubringen. Doch was, wenn eine bzw. ein Programmierer:in des Unternehmens einen Schnellkurs mit den wichtigsten Grundlagen zusammenstellen würde?
Das beste Mittel zur Verbreitung von Wissen ist die Dezentralisierung der Erstellung von Inhalten. Nicht die Abteilung für Personalentwicklung sollte Mitarbeiter:innen mit Kursen überhäufen, von denen sie glaubt, dass sie sie benötigen. Sondern die Angestellten selbst sollten Angebot und Nachfrage bestimmen. Mit 360Learning kann jede und jeder einen Kurs zu einem beliebigen Thema beantragen, woraufhin sich alle anderen im Unternehmen als „Kurschampion“ für die Kurserstellung bewerben können.
Eine Studie der Teheraner Universität für Medizinische Wissenschaften geht noch einen Schritt weiter und erklärt, dass der Nutzen der Wissensverbreitung über die im Kurs selbst gelernten Inhalte hinausgeht. Indem die Mitarbeiter:innen einander näher kennen lernen und die besonderen Stärken ihrer Kolleg:innen verstehen, entwickeln sich Lerngemeinschaften, die auf dem Basiswissen der Teammitglieder aufbauen, es jedoch darüber hinaus erweitern.
Eine Studie von LinkedIn aus dem Jahr 2018 ergab, dass Kommunikation und Zusammenarbeit zwei der wichtigsten Soft Skills sind, die Mitarbeiter:innen durch Schulungsprogramme erlernen können. Tatsächlich gaben 92 % der befragten Führungskräfte an, dass Soft Skills für Mitarbeiter:innen im gesamten Unternehmen mindestens genauso wertvoll wie ihre technischen Fähigkeiten sind.
Mit einem guten Collaborative Learning-Programm können Sie Ihren Mitarbeiter:innen dabei helfen, sowohl berufliche als auch soziale Kompetenzen zu erwerben.
Die beiden Forschenden M. Laal und S. Ghodsi führten eine Meta-Analyse von Hunderten von Studien zum Thema kollaboratives Lernen durch. Dabei fanden sie heraus, dass das gemeinsame Lernen nicht nur die Problemlösekompetenz der Lernenden verbessert, sondern auch ihre sozialen Fähigkeiten wie Empathie und soziales Verständnis.
Sie können diese positiven Aspekte fördern, indem Sie Teammitgliedern die Möglichkeit geben, sich durch die Erstellung von eigenen Online-Kursen gegenseitig Wissen zu vermitteln und voneinander zu lernen. Durch die Übertragung der Verantwortung für die Kurserstellung auf die Teammitglieder wird nicht nur die Wissensbasis des Unternehmens erweitert, sondern auch die Empathie und Kommunikationsfähigkeit der Mitarbeiter:innen gefördert.
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Zur Schaffung einer auf Collaborative Learning basierten Lernkultur in Ihrem Unternehmen benötigen Sie die richtigen Werkzeuge. 360Learning ist die erste Collaborative Learning-Plattform in der Branche. Hiermit kann jede und jeder im Handumdrehen interaktive Schulungen erstellen, die das Engagement und die Interaktion der Mitarbeiter:innen fördern.
Doch noch wichtiger als die richtigen Werkzeuge ist die richtige Einstellung. Angesichts einer ungewissen Zukunft sehen sich Arbeitnehmer:innen mit vielen Unwägbarkeiten konfrontiert, die zu Stress und Konzentrationsschwierigkeiten führen können. Der Aufbau einer Gemeinschaft und die Bekämpfung des Gefühls der Isolation sind heute wichtiger denn je. Wir helfen Ihnen dabei, eine Lernkultur zu schaffen, die nicht nur die einzelnen Lernenden, sondern das gesamte Team stärkt.