Flexibilität in der Praxis – So entwickeln führende Unternehmen die Arbeitskultur, die sich Mitarbeiter:innen wirklich wünschen
In den bisherigen Kapiteln haben wir genau erklärt, wie flexibles Arbeiten am besten umgesetzt wird: von der Unterstützung eigenverantwortlicher Handlungen bis zum selbstgesteuerten Lernen und der beruflichen Entwicklung. Soweit die Theorie.
Um die Dinge nun aber in der Praxis zu betrachten, stellen wir hier vier Fallstudien vor, die zeigen, wie führende Unternehmen die flexible Kultur schaffen, die sich Beschäftigte wirklich wünschen.
Fallstudie 1: So unterstützt Trello remotes und asynchrones Arbeiten für eine reibungslose Zusammenarbeit
Das Unternehmen Trello
Trello wird von Millionen von Menschen genutzt und ist das visuelle Tool, das bei jedem Projekt eine gemeinsame Perspektive für die Teams schafft. Mit Trellos Boards, Listen und Karten können Sie Privates und Berufliches auf unterhaltsame, flexible und lohnende Weise organisieren und Prioritäten setzen. Und falls Sie 360Learning schon länger kennen, wissen Sie, dass wir große Trello-Fans sind.
Trello ist dafür bekannt, eine remote-freundliche, hybride und asynchrone Arbeitskultur zu fördern. Anfang 2017 wurde Trello von Atlassian übernommen.
Das flexible Arbeitsmodell bei Trello
Trello verfolgt ein dezentralisiertes Modell, das auf remoten und asynchronen Arbeitsweisen basiert. Wie das Unternehmen auf seiner Seite mit Stellenangeboten erklärt, kann es in jedem Land, in dem es Rechtsträger ist, Mitarbeitende einstellen. Unter der Voraussetzung, dass neue Teammitglieder über die erforderlichen Arbeitsrechte verfügen und sich ihre Zeitzone ausreichend mit der ihres Teams überschneidet, können sie entweder im Homeoffice arbeiten oder in ein Büro kommen, sobald diese wieder geöffnet sind (es sei denn, ihre Funktion erfordert es, dass sie im Büro arbeiten). Als dezentralisiertes Unternehmen führt Trello die Vorstellungsgespräche und das Onboarding virtuell durch.
Ein Grund, warum dieses dezentralisierte Modell funktioniert, ist die Bereitschaft zur asynchronen Kommunikation. Dazu gehören asynchrone Besprechungen, die über Videoaufnahme-Apps wie Hypercontext, Loom oder Claap abgewickelt werden, sodass die Teammitglieder schnell und flexibel Update, einschließlich Bildschirmaufzeichnungen, miteinander austauschen können.
Deshalb funktioniert es
Die asynchrone Kommunikation bei Trello klappt aus mehreren Gründen:
- Zu allen (asynchronen) Besprechungen gibt es Begleitnotizen. Es ist somit für alle verständlich, wie es nach der Besprechung weitergeht, und es gibt keine Unsicherheiten über die nächsten Schritte. So wird ein sinnloses Hin und Her vermieden.
- Zurückhaltende Menschen erhalten eine Stimme: Bei Besprechungen in Echtzeit dominieren in der Regel einige wenige extrovertierte Personen das Gespräch. Sobald Kommunikation aber asynchron stattfindet, haben alle die Chance, ihre Gedanken beizutragen.
- Unterschiedliche Zeitzonen verlieren an Bedeutung: Es kann ein Albtraum sein, einen Zeitpunkt zu finden, an dem sich alle Mitglieder Ihres weltweit verteilten Teams in Echtzeit miteinander treffen können. Asynchrone Besprechungen und solche unter vier Augen minimieren das Problem.
Erfahren Sie mehr darüber, wie Trello asynchrone Besprechungen organisiert, in ihrem Artikel hier und in ihrem Leitfaden zu remoter Arbeit hier.
Fallstudie 2: AND Digital schenkt seinen Mitarbeiter:innen 13 zusätzliche Tage fürs Upskilling
Das Unternehmen AND Digital
AND Digital, auf Platz 2 der Glassdoor Best Places to Work UK 2022, arbeitet mit Unternehmen zusammen, um deren digitale Leistungen zu beschleunigen. Es hat eine einzigartige Kultur geschaffen, in der Zielsetzung, Spaß und Lernen im Mittelpunkt stehen.
Das flexible Arbeitsmodell bei AND Digital
AND Digital verfügt über eine dezentralisierte Unternehmensstruktur, in der jede Niederlassung oder jeder ‚Club‘, wie sie es nennen, die Freiheit hat, ein eigenes Führungsteam, eine Kultur und Vision festzulegen. Das Unternehmen hat auch eine einzigartige und flexible Herangehensweise an die berufliche Weiterentwicklung.
Es stellt allen Mitarbeiter:innen zusätzlich zu ihrem regulären Urlaubsanspruch 13 Tage zur Verfügung, die für Upskilling und Innovation gedacht sind, wobei die Angestellten selbst entscheiden, was dies beinhaltet. AND Digital verfügt auch über seine eigene AND Academy. Alle drei Monate führt das Academy-Team eine interne Umfrage durch, um herauszufinden, welche Fähigkeiten am meisten gefragt sind. Das Team erstellt dann Lernangebote zu diesen Themen, die alle nutzen können.
Darüber hinaus gibt es die Career Scrum Teams, eine dynamische, von AND Digital entwickelte Herangehensweise an die berufliche Weiterentwicklung. Anstelle herkömmlicher Methoden des Performance Management, die auf Bewertungen, Beurteilungsdokumenten und veralteten Zielvorgaben basieren, konzentriert sich ihr Entwicklungsrahmen auf dynamische Sprints, um die Mitarbeiter:innen dorthin zu bringen, wo sie sein wollen.
Dank dieser dynamischen Herangehensweise an die berufliche Weiterentwicklung können die Mitarbeiter:innen schneller vorankommen als jemals zuvor: Alle sechs Monate prüfen sie, was sie gelernt und erreicht haben, um ihrem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Anschließend planen sie die Aktivitäten für die kommenden sechs Monate.
Deshalb funktioniert es
Das flexible Lernen gelingt bei AND Digital aus mehreren Gründen:
- Das zusätzliche Upskilling-Budget gibt den Menschen Zeit, zu lernen, zu reflektieren und dann ihre neuen Kenntnisse und Fähigkeiten anzuwenden.
- Ihre Career Scrum Teams ermöglichen es den Mitarbeiter:innen, ihre Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Sie können sich sogar ihr eigenes Scrum Team aus Führungskräften und Mentor:innen zusammenstellen, die sie auf ihrem Weg begleiten und anleiten.
Erfahren Sie mehr über die Unternehmenskultur von AND Digital hier.
Fallstudie 3: Warum Spryker Remote-Arbeit und unbegrenzten Urlaub für mehr Flexibilität und Zufriedenheit der Mitarbeiter bietet
Das Unternehmen Spryker
Spryker Systems mit Sitz in Berlin und New York ist eine Technologieplattform für den Handel, die es international tätigen Unternehmen ermöglicht, digitale Vertriebsmodelle aufzubauen. Die schnell wachsende Firma will eine Unternehmenskultur entwickeln, in der digitale Spitzentalente gern arbeiten.
Das flexible Arbeitsmodell bei Spryker
Mit seinem FLOW-Unternehmenskonzept dreht sich bei Spryker alles um Flexibilität. Spryker ist davon überzeugt, dass die Arbeit in das Leben integriert werden muss und nicht das Leben in die Arbeit, und lässt seinen Mitarbeiter:innen die Entscheidungsfreiheit, wie, wann und von wo sie arbeiten wollen. So können alle die Bedingungen bestimmen, unter denen sie am produktivsten und kreativsten sind.
Neben der Möglichkeit, zeitweise von einem anderen Land aus zu arbeiten, beinhaltet FLOW unbegrenzte Urlaubstage: Zusätzlich zu den normalen Urlaubstagen, die alle Mitarbeiter:innen nehmen müssen, können diese in Absprache mit ihren Vorgesetzten so viel Urlaub beantragen, wie sie brauchen.
Deshalb funktioniert es
Die flexible Arbeitskultur bei Spryker ist eng mit den Grundsätzen der vollen Eigenverantwortung und der hohen Ergebnisorientierung verknüpft. So schafft das Unternehmen absolute Klarheit über das Was, während die Mitarbeiter:innen frei über das Wie entscheiden können.
Hier sind einige Eckpfeiler, auf denen die Arbeitskultur des Unternehmens aufbaut:
- Betriebliche und individuelle Ziele werden mithilfe von OKRs gesetzt, damit alle Mitarbeiter:innen wissen, was von ihnen erwartet wird.
- Ein regelmäßiges, umfassendes Feedback ermöglicht es allen, sich kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln.
- Spryker fördert das strategische Upskilling mithilfe von Selbstlern-Tools, Schulungen und Workshops sowie mit kostenlosen Sprachkursen und Programmen zum Wissensaustausch, die den internen Informationsfluss unterstützen.
- Zur Stärkung des Teamgeists und des Gemeinschaftsgefühls veranstaltet das remote-basierte Unternehmen regelmäßig Teamevents, bei denen sich alle in Präsenz treffen und austauschen können. Eine starke Gemeinschaft und Vertrauen bilden das Fundament für den Erfolg der flexiblen Arbeits- und Lernkultur bei Spryker.
Erfahren Sie mehr über die FLOW-Kultur von Spryker hier.
Fallstudie 4: Von der Herausforderung zur remoten Chance – So lernt und wächst man bei Doctolib
Das Unternehmen Doctolib
Doctolib ist ein schnell wachsendes europäisches Technologieunternehmen im Bereich Gesundheitswesen mit Niederlassungen in Deutschland, Italien und Frankreich. Es bietet eine Online-Buchungsplattform an, über die Arzttermine vereinbart werden können. Im Jahr 2020 ist Doctolib innerhalb von drei Wochen von 3 000 auf mehr als 30 000 Ärztinnen und Ärzte angewachsen, die die Plattform für Telekonsultationen nutzen. Im selben Jahr hat das Unternehmen seine internen Richtlinien zur Arbeit im Homeoffice auf die nächste Stufe gebracht. Doctolib wurde 2022 als einer der ‚Best Places to Work‘ in Frankreich und Italien ausgezeichnet.
Das flexible Arbeitsmodell bei Doctolib
Doctolib ist in mehr als 40 Städten in ganz Europa tätig und hat bereits vor der Coronakrise remote-basierte Verfahren und entsprechende Tools eingeführt. Die Umstellung auf eine vollständige Remote-Arbeitspolitik, die während der Pandemie fast über Nacht geschah, fiel dem Unternehmen mit 1 200 Mitarbeiter:innen daher relativ leicht.
Alle ‚Doctolibers‘, wie die Angestellten des Unternehmens genannt werden, können nun zwischen drei Modellen wählen: Arbeit im Homeoffice mit einer Teambesprechung pro Monat, hybrides Arbeiten mit zwei oder drei Bürotagen pro Woche oder bürobasiertes Arbeiten, bei dem sie 100 % ihrer Arbeitszeit in einer der Niederlassungen verbringen.
Alle neuen Mitarbeiter:innen nehmen an einem fünftägigen Bootcamp teil, um die Grundlagen von Doctolib zu erlernen, sowie an einem dreimonatigen Onboarding-Prozess, um ihr Wissen mit ihrem Team zu teilen. Sie bekommen einen Buddy zur Seite gestellt, bei dem es sich in der Regel um einen erfahrenen Doctoliber handelt, der sie während ihrer ersten Tage im Unternehmen begleitet.
Deshalb funktioniert es
Nach Angaben von Doctolib ermöglicht seine Remote-Arbeitspolitik Folgendes:
- Besserer Fokus: Dank der größeren Flexibilität ist der Kalender besser organisiert und es gibt mehr Zeitfenster für Deep Work.
- Verbesserte Projektdokumentation: Für die ordentliche Nachverfolgung der Projekte musste alles aufgeschrieben werden, also gingen sie zu einer eher asynchronen Kommunikation über.
- Starke Gemeinschaft: Alle Mitarbeiter:innen müssen in ihrem Arbeitsalltag Zeit aufwenden, um ihre Kolleg:innen kennen zu lernen. Mit 30-minütigen bis einstündigen Zusammenkünften unterstützt Doctolib seine Mitarbeiter:innen dabei, zwanglose Kaffeerunden, Spiele und tägliche Plaudereien zu veranstalten, um den Teamgeist zu entwickeln und zu pflegen.
Erfahren Sie hier mehr über die flexible Arbeitskultur von Doctolib.
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