Kapitel 2: L&D-Teams wissen, welche Skills im Unternehmen sind. Doch Beschäftigten fehlen klare Karrierewege.
Im vorangegangenen Kapitel stellten wir fest: Weltweit setzen heute viele Unternehmen auf Mitarbeiterschulung bzw. -Umschulung, um offene Stellen effektiv zu besetzen. Der Eckpfeiler dieser Strategie liegt jedoch in der Fähigkeit der L&D-Teams, den vorhandenen Skills-Pool zu erfassen, die Skills den Mitarbeitern zuzuordnen sowie Qualifikationsdefizite aufzudecken, um entsprechende Trainings und Umschulungen zielgerichtet durchführen zu können. Was sagen unsere Umfragedaten dazu?
Während Talent-Manager angaben, dass sie die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter nicht genügend einschätzen können, sagten die von uns befragten L&D-Manager, sie haben in der Tat ein umfassendes Verständnis der in ihrem Unternehmen vorhandenen Fähigkeiten, einschließlich möglicher Skill-Gaps.
Auf den ersten Blick ist das eine gute Nachricht. Mit einem guten Überblick über die aktuellen Qualifikationen und Lücken im Unternehmen sollten die L&D-Abteilungen in der Lage sein, Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme durchzuführen, die dazu beitragen, diese Lücken zu schließen und die Belegschaft auf zukünftige Anforderungen vorzubereiten.
Befragt man jedoch die Lernenden nach ihren Karrieremöglichkeiten, so gaben die meisten an, dass es für sie keine klaren Qualifikations- und Entwicklungswege im Unternehmen gäbe.
So gaben im Vereinigten Königreich nur 34 % der Lernenden an, dass sie einen Überblick über potenzielle Karriereschritte innerhalb ihres Unternehmens und die dafür erforderlichen Schritte haben; ähnliche Tendenzen sind in den USA und Frankreich zu beobachten. In Deutschland sieht es etwas besser aus: 41 % der deutschen Lernenden haben einen Einblick in ihre nächsten Karriereschritte.
Obwohl die Arbeitgeber ein relativ solides Verständnis ihrer organisatorischen Skills an den Tag legen, gibt der Mangel an klarer Transparenz für die Mitarbeiter hinsichtlich ihrer nächsten Karriereschritte Anlass zur Sorge. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass Personalentwicklungsteams möglicherweise nicht ausreichend in der Lage sind, Strategien zur Höherqualifizierung und Umschulung zu entwickeln und zu kommunizieren, um Mitarbeitenden zu helfen, ihre Karriere voranzutreiben.
Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass Personalentwicklungsteams möglicherweise nicht ausreichend in der Lage sind, Strategien zur Höherqualifizierung und Umschulung zu entwickeln und zu kommunizieren, um Mitarbeitenden zu helfen, ihre Karriere voranzutreiben.
Ein Schlüsselfaktor bei der Umsetzung dieser Strategien ist ein effektiver interner Wissensaustausch und Peer-Learning. In Bezug auf eben diese kollaborative Weiterbildungsformate zeigen sich bei den Unternehmen in den von uns untersuchten Ländern unterschiedliche Ergebnisse.
Wir haben Beschäftigte gefragt, wie effektiv das Unternehmen ihnen das Fachwissen erfahrener Kollegen vermittelt hat, wenn sie intern in eine neue Rolle gewechselt sind. Das Ergebnis: Fast zwei Drittel der weltweit Befragten fanden den Wissenstransfer unzureichend.
Als L&D-Führungskräfte ist es wichtig, die Perspektive der Lernenden zu berücksichtigen, wenn es um Upskilling und Reskilling geht. Denn heutzutage sehen die Mitarbeitende ihre berufliche Laufbahn als nicht-lineare Reise, auf der sie sich mit verschiedenen Aufgaben und Projekten auseinandersetzen und ihr Wissen mit Kollegen austauschen. Arbeitnehmer suchen aktiv nach klaren Karrierewegen und Sichtbarkeit und erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie in dieser Hinsicht Orientierung und Unterstützung bieten.
Erkennen Unternehmen diese Notwendigkeit nicht, werden sie wahrscheinlich mit Problemen bei der Mitarbeiterbindung konfrontiert. Unsere Umfragedaten deuten darauf hin, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der mangelnden Transparenz der nächsten Schritte und der Neigung der Mitarbeitenden besteht, das Unternehmen zu verlassen, um sich anderswo nach Beschäftigungsmöglichkeiten umzusehen.
Unsere Umfragedaten deuten darauf hin, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der mangelnden Transparenz der nächsten Schritte und der Neigung der Mitarbeiter besteht, das Unternehmen zu verlassen, um sich anderswo nach Beschäftigungsmöglichkeiten umzusehen.
Die Erfahrungen der Mitarbeitenden während des Weiterbildungsprozesses und das Maß an kollaborativem Lernen haben ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf ihre Karrierezufriedenheit. Um eine motivierte und loyale Belegschaft zu fördern, müssen sich Unternehmen darauf konzentrieren, nicht nur aktuelle Skill-Sets von Mitarbeitenden zu erfassen, sondern klare Sichtbarkeit darüber zu verschaffen, wie diese Skills in Hinblick auf den nächsten Karriereschritt weiterentwickelt werden könnten.
Wie sieht das in der Praxis aus? Klare Karriereperspektiven können geschaffen werden durch:
- effektivere Kommunikation von Entwicklungsmöglichkeiten
- nahtlose Weiterbildungserfahrungen
- Sowie aktive Förderung von kollegialen und kollaborativen Schulungsformaten.
Auf diese Weise können Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerperspektiven harmonisch zusammenspielen und so die berufliche Entwicklung und den Unternehmenserfolg fördern.
Zum nächsten Kapitel: Skill-basierte Lernlösungen schließen Qualifikationslücken schneller